Ursprung im HimalayaAuch Krishnamacharya verwies wohl mit einem Never changed anything – Ich habe nie etwas verändert« auf seinen Lehrer Ramamohan Brâhmachâri. Als Krishnamacharya einen in authentischer, lebendiger Tradition weitergegebenen Haṭha-Yoga suchte, wurde er in seiner Heimat, Mysore in Südindien, nicht fündig. Etwa im 6./7. Jahrhundert n. Chr. entstand in Indien eine auf tantrischer Weltsicht basierende, körperbetonte Tradition des Yoga. Der Mythologie zufolge soll der erste Lehrmeister dieser sogenannten Nāṭh-Tradition der Gott Śiva, genannt Śiva Nāṭh, persönlich gewesen sein.
Ihm folgte der von Sagen umrankte Matsyendra Nāṭh. Die Tradition wurde schließlich durch Gorakṣa Nāṭh (11./12. Jh.) weitergetragen. Der weithin bekannte Autor der Haṭha-Yoga Pradīpikā, Svâtmârâma, folgte im 15./16. Jh. in dieser Tradition. Doch wenig später reißt die Tradition der Nâţh-Yogis in Südindien ab. Der körperbetonte Weg des Hatha-Yoga gerät dort in Vergessenheit. Als Sohn einer Gelehrten-Familie, der sich selbst viel und ernsthaft mit den alten Quelltexten auseinander setzte, wusste Krishnamacharya genau, wo er zu suchen hatte. Denn bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war den Gelehrten bekannt, dass die Nāṭh-Tradition, beziehungsweise der Haṭha-Yoga, in den abgeschiedenen Bergen des Himalaya weitergetragen wurde.
So begab sich Krishnamacharya im Jahr 1915, im Alter von 27 Jahren, auf die Wanderschaft in den Himalaya. Man sagt, er sei dreieinhalb Monate durch die Berge geirrt, bevor er schließlich seinen Lehrer, Ramamohan Brāhmachāri, in einer Höhle unweit des heiligen Berges Kailash fand. Bei ihm studierte Krishnamacharya Philosophie, lernte alte Quelltexte und auch die körperliche Praxis des Yoga. Nach Desikachar soll Krishnamacharya etwa 3000 verschiedene Körperhaltungen von Ramamohan Brāhmachāri, der selbst etwa 7000 beherrschte, erlernt haben.
Patthabi sehen und heiraten: Als 14-Jährige sah Savitramma, später Amma genannt, Patthabi in einer Yoga-Vorführung und wollte ihn heiraten. Mit Beharrlichkeit erreichte sie ihr Ziel.
Nach siebeneinhalb Jahren Studium sandte Ramamohan Brāhmachāri seinen Schüler Krishnamacharya hinaus, um den Yoga wieder dorthin zurückzubringen, wo er ursprünglich herkam – nach Südindien beziehungsweise Indien überhaupt. So verließ Krishnamacharya im Jahr 1922 die Bergwelt des Himalaya und kehrte nach einiger Zeit des Studiums im Norden Indiens im Jahr 1924 nach Mysore zurück.
1.2 Die Yoga Korunta von Vāmana Ṛṣi
Doch, es mag uns nicht verwundern: Auch Ramamohan Brāhmachāri scheint mit den Worten Never changed anything – Ich habe nie etwas verändert auf einen Lehrer vor ihm verwiesen zu haben. Jedenfalls gibt er Krishnamacharya mit auf den Weg, alle Techniken und Übungen entstammten aus einem alten Buch, der »Yoga Korunta«.